Bürgerentscheid Lübecks Linden leben lassen – Teil 2

Hier also der zweite Teil meiner Beitragsreihe zum Bürgerentscheid um Lübecks Linden an der Untertrave, der sich mit dem Standpunkt des Aktionsbündnisses „Lübecks Linden leben lassen“ befasst. Den ersten Teil mit einem allgemeinen Überblick und dem Standpunkt der Hansestadt Lübeck findet sich hier: Bürgerentscheid Lübecks Linden leben lassen – Teil 1

Dieser Beitrag entsteht nach dem Informationstreffen des Aktionsbündnisses am 11.12.2016. Da ich im ersten Teil schon auf die allgemeinen Umstände eingegangen bin, werde ich mich hier auf die Punkte des Aktionsbündnisses, sowie allgemein „neue“ Punkte konzentrieren.

  1. Es gibt von der Stadt zwei Gutachten. Das erste Gutachten scheint – nach den Informationen des Aktionsbündnisses – wirklich etwas zweifelhaft zu sein. Ohne den Gutachter zu kennen, oder seine Arbeit einschätzen zu können: Der Gutachter ist der offiziell immer wieder von der Stadt beauftragte Gutachter für Lübecks Bäume und bekommt dafür von der Stadt jährlich einen 5-stelligen Betrag. Das kritische daran ist, er besitzt auch mehrere Gartenbauunternehmen, welche dann die von ihm in Gang gesetzten Aufträge von der Stadt bekommt. Die Stadt wusste nach eigenen Aussagen – so wie das Aktionsbündnis es präsentiert – nichts von diesen Gartenbauunternehmen.
    Ich kann und will hier nicht über die qualitative Aussagen des Gutachtens reden, weil ich das nicht einschätzen kann, aber die Umstände sind zumindest seltsam.
  2. Es gab bei der Informationsveranstaltung abschnittsweisen Einblick in das zweite Gutachten (das vom November). Ja, das Gutachten bescheinigt den Bäumen immer noch keine überragende Gesundheit, aber eine bessere wie das erste Gutachten. Bemängelt wurde hier, das das Gutachten im „Eilverfahren“, ca. 10 Minuten pro Baum und nur mit Blick und Gummihammer gemacht wurde. Genau diese bemängelten Punkte werden von dem Gutachten aber auch selbst aufgegriffen, mit einem Verweis darauf, das eine detaillierteres Gutachten ausführlichere Untersuchungen benötigen würde und angebracht wäre, sollten der Bürgerentscheid nicht abgelehnt werden.
  3. Dieses zweite Gutachten wirft der Stadt auch eine mangelnde Pflege der bestehenden Linden vor, welche sich in einem sehr schlechten Pflegezustand befinden würden und es an dieser Stelle dringenden Nachholbedarf gibt, will man die Bäume nicht in naher Zukunft ganz verlieren.
  4. Es wurden auf der Informationsveranstaltung erstmal auch konkrete Vorschläge gemacht, wie man sich eine Umgestaltung des Konzeptes vorstellen könnte: Um die bestehenden Bäume müssten neue Baumscheiben angelegt werden. Diese können mit Wurzelbrücken (auf Stützen stehende (Metall-)Gitter (oder andere Materialien)) realisiert werden. Dazu würde um die Stämme herum ein Podest entstehen. Zur Kaiseite hin würde dabei ca. ein 1,20 – 1,50m breiter Streifen ebenerdig frei bleiben (Bedingung für Barrierefreiheit nach DIN 18-irgendwas), was ca. 1m Wurzelbrücke am Stamm bedeuten würde. Auf der Stadt zugewandten Seite könnte man die Wurzelbrücke weiter fassen, 2-3m um den Baum mehr Platz zu geben. Dieses Podest wäre entsprechend mit einer Bordsteinkante eingefasst, man könnte daraus aber auch direkt einen umlaufende Sitzbank realisieren. Das bestehende Mäuerchen zwischen Kaiufer und Parkplätzen/Straße müsste natürlich entfernt werden, um eine Barrierefreiheit zu realisieren. Dabei würde der oberirdische Teil abgetragen, das Fundament würde im Boden verbleiben, um das Wurzelwerk der Bäume nicht zu beschädigen.
  5. Das das Aktionsbündnis zu etlichen Punkten keine konkreten Angaben, besonders zu Daten und Fakten aus der Ecke der Hansestadt machen bzw. auf diese eingehen kann, scheint an einem Maulkorb aus höchster, städischer Ecke zu liegen. So ziemlich alle Beteiligten haben einen Sprach-Verbot mit dem Aktionsbündnis auferlegt bekommen, jedenfalls nach dem, was auf der Informationsveranstaltung von dem Aktionsbündnis berichtet wurde.

Soweit als zu den Punkten und Fakten, welche mir für meine Entscheidung am prägnantesten im Kopf geblieben sind. 

Zur Veranstaltung allgemein:

Die Organisatoren und Sprecher des Aktionsbündnisses haben sich sehr ordentlich, bemüht und offen gezeigt, was ich – zugegebener Weise – so nicht erwartet hatte. Teile des anwesenden Publikums haben mit ihrem Verhalten im Bezug auf Spot, Applaus und eigeworfenen Bemerkungen aber leider voll das Bild des „wir sind dagegen!“ (egal was es ist) erfüllt. 

Fazit:

Die Veranstaltung hat mir persönlich meine Entscheidung schwerer gemacht, weil sie wirklich gut auf etliche fragwürdigen Punkte eingegangen ist. Besonders der fachliche Sprecher des Aktionsbündnisses zu den baulichen Punkten hat viele meiner Zweifel an der Professionalität der Arbeitsweise des Aktionsbündnisses entkräften können. Nichts desto trotz blieben viele – für mich eher esoterische – Argumente im Raum stehen die sich mit Zitat „der Würde der Bäume“ beschäftigten und als Argumente angebracht wurden. Ob diese Punkte einem wichtig sind oder Bedeutung haben, muss jeder selbst beurteilen. Ich werde hier keine weiteren persönlichen Punkte anbringen, dazu wird es im Laufe des Abends noch einen Teil 3 der Reihe geben, in welchem ich meinen resultierenden Standpunkt noch einmal kurz darstellen werde.

Ansonsten daran denken, Wahl ist am 18.12.2016. Hingehen zur Wahl, egal, ob ihr mit „Ja“ oder „Nein“ stimmt!