Über den Polarkreis

Reisetagebuch Hurtigruten Bergen – Kirkeness – Bergen 2011, 16.3., Tag 4:

So langsam wird das norwegische Winterwetter unheimlich, wir haben wieder bestes Sonnenwetter.

Der Tag fängt ohne grosses Besonderheiten an und so versuchte ich mich heute zum ersten mal richtig an meinem Buch, aber es ist einfach so viel zu sehen und hinter jeder Landzunge tauchen neue, atemberaubende Landschaften auf.

Fisher Man and Sea Guls

Den einzigsten längeren Aufenhalt gab es heute in Bodo. Die Stadt selbst gibt – ausser ihrem Hafen – leider nicht so viel her. Da es aber einen Aussichtspunkt ein wenig ausserhalb geben sollte, mit einem wunderbaren Blick über die Stadt und die Umgebung, war das das geplante Ziel. Da die Zeit für den Fussmarsch dahin und zurück nicht zu unterschätzen war, also gleich nach dem Anlegen los und nach der Karte den Weg gesucht. Leider hatte ich mir da wohl den falschen ( den direkten ) Weg ausgesucht, mit dem Ergebnis, das ich nach 2/3 des Weges an einem schmalen, schrägen, verschneiten, steilen Fußweg stand und dort definitiv nur noch in Zentimetern pro Minute weiter gekommen wäre. Also wieder umgedreht und noch einen kurzen Schlenker durch das Hafengebiet gemacht. Das nächste mal (zumindest im Winter) der Strasse folgen, auch wenn die einen Schlenker um einen kleinen Bergausläufer herum macht.

Da wir heute auf dem Weg nach Bodo auch den Polarkreis überquert hatten, gab es am Nachmittag dann natürlich auch noch die Polarkreistaufe, für den der wollte. Ja, Eiswasser ist kalt, eindeutig … brrrr ….

Am Abend stand uns dann die Überfahrt zu den Lofoten bevor, immer noch mit viel Wind und Seegang. Obwohl das Abendessen wegen dem Wetter um eine Stunde verschoben wurde, gingen dann an dem Abend doch noch einige Gläser zu Bruch, Stühle rutschten und kippten, teils mit ihren Benutzern auf ihnen sitzend.

Eine tolle Fahrt mit viel Seegang (für einige eindeutig zu viel Seegang) in einen atemberaubenden Sonnenuntergang und den Lofoten als Kulisse!

Lofoten Sunset

Trondheim und Seegang

Reisetagebuch Hurtigruten Bergen – Kirkeness – Bergen 2011, 15.3., Tag 3:

Über Nacht sind wir in Trondheim angekommen und da wir erst um 12 Uhr Mittags auslaufen sollen, haben wir den ganzen Vormittag Zeit uns die Stadt anzuschauen. Nach einem gemütlichen Frühstück geht es dann zu Fuß ins Stadtzentrum. Da der Anleger im Hafengebiet etwas ausserhalb liegt, braucht der Weg ein paar Minuten, aber wir haben wieder bestes Wetter mit strahlendem Sonnenschein.

Mirror of the Past

Es bleibt auch den ganzen Tag über sonnig, aber mit der Zeit ziehen dann doch ein paar Wolken auf, doch auch die können das tolle Wetter nicht trüben. Zunehmend merkt man aber das wir weiter nach Norden kommen. Im Schatten wird es langsam doch merklich kühler.

Zum Mittag gibts diesmal geräucherten Heilbut und ein paar von den leckeren Resten von gestern Abend.

Da den Tag über keine weiteren Stopps anstehen, vergeht der weitere Tag sehr ruhig. Zum späteren Nachmittag / frühen Abend (passend zum Abendessen) frischt das Wetter etwas auf und es wird windiger. Als dann zur Abendessenszeit noch ein Abschnitt offene See dazu kommt, bekommen wir doch deutlich spürbaren Seegang. Aber die meisten Gäste scheinen sich inzwischen wenigstens etwas daran gewöhnt zu haben und so ist der Speisesaal nicht verwaist.

Im Laufe des Tages sind wir noch durch den Stokksund gefahren. Ein wirklich besonderes Erlebnis, mit unserer „kleinen“ Nordstjernen schon beeindruckend, mit einem der grossen Schiffe vermutlich noch viel mehr. Der Stokksund ist eine sehr enge Passage, die dabei auch noch in eine sehr enge Kurve liegt. Man hat das Gefühl, die Felsen links und rechts direkt anfassen zu können.

In the Sund

Nach dem Abendessen treffen wir im Hafen von Rorvik dann noch die südlaufende MS Midnatsol, eines der modernsten Schiffe der Hurtigruten Flotte. Wie bei allen Hurtigruten Schiffen kann man sie als Gast besuchen, solange sie im Hafen liegen, was ich natürlich auch gemacht habe. Die Midnatsol ist genau das Gegenteil von unserer Nordstjernen. Gross, modern, ein schwimmendes Hotel mit Wirlpools auf dem Sonnendeck, aber viel weniger Möglichkeiten direkten Kontakt zur See zu bekommen. Fast Überall stehen hohe Glasscheiben oder man kommt garnicht richtig raus an die frische Luft. Am Ende der gegenseitigen Besichtigungen haben wohl alle gesagt: „Zu Hause ist es doch am schönsten!“ Mal sehn, irgendwann sieht mich so ein modernens Hurtigruten Schiff bestimmt auch mal.

Hurtigruten Generations

Alesund – Die Jugendstil Stadt

Reisetagebuch Hurtigruten Bergen – Kirkeness – Bergen 2011, 14.3., Tag 2:

Morgens um 4 Uhr und um 6 Uhr gab es schon die ersten Stopps. Auch wenn man die Ladetätigkeiten deutlich hört, ist es doch weiter weniger laut als befürchtet.

Noch vor dem Frühstück empfängt uns der zweite Tag der Reise mit strahlendem Sonnenschein und bestem Fotowetter!

Nach dem Frühstück gibt es dann unser erstes Stück offene See, wo die Nordstjernen nicht im Schutz der ganzen kleinen Inseln unterwegs ist. So wird das Frühstück für den einen oder anderen doch nicht ganz so lange. Man merkt hier den Seegang doch deutlich stärker als auf der Noröna (der Fähre von Dänemark via Thorshavn (Färör) nach Sejdisfjördur (Island)). Die Größe macht da wirklich einen Unterschied, aber ich finde es toll!

Die Hauptattraktion heute dürfte wohl Alesund gewesen sein, mit einem recht langen Aufenthalt, verglichen mit den vielen Kurzaufenthalten von 30 Minuten bis einer Stunde. Die Sonne scheint immer noch von einem strahlend blauen Himmel und so kann man die Zeit in der Stadt geniessen und ganz gemütlich durch die Strassen schländern. Vor Alesund gab es noch das Mittags-Bueffett. Frühstück und Mittag sind immer mit Selbstbedienung und Bueffett, Abends gibt es dann jeweils ein festgelegtes Menu am Tisch. Und alles unheimlich lecker!

Alesund selbst ist für seine ganzen Jugendstil Häuser in der Innenstadt berühmt. 1904 ist fast die komplette Stadt mit all seinen Häusern in einem grossen Feuer abgebrannt. Daraufhin wurde die Stadt mit massiver Hilfe von Kaiser Wilhelm II wiederaufgebaut und bekam dabei auch sein heutiges Jugendstil-Gesicht.

Im Sommer hätten wir hier nur einen kurzen Halt gehabt, und unser Schiff wäre sofort weiter zum touristischen Abstecher in den Geirangerfjord weitergefahren. Jetzt im Winterfahrplan entfällt der Ausflug, schade auf der einen Seite, doch Alesund hat auch so genug zu bieten, um einem einen schönen Aufenthalt zu bescheren.

Ålesund

Nebenbei, ich merke wie ich schon am zweiten Tag „Landkrank“ werde …. *seufz*

Im Verlauf des Nachmittags und des Abends gibt es dann noch zwei weitere Stopps, einen in Molde und einen in Kristiansund. Bei letzterem liegen wir ausserhalb der Stadt und es ist schon spät in der Nacht, sodass es dann doch keinen Nachtspaziergang durch die Strassen von Kristiansund mehr gibt.

Kristiansund Nordlandet at Night

Alle sind heute früh auf den Kabinen, um 23 Uhr ist man in den Aufenthaltsbereichen schon nahezu alleine mit den Lichtern an der Küste, und dem Buch auf dem Schoss.

Welcome on board!

Reisetagebuch Hurtigurten Bergen – Kirkeness – Bergen 2011, 13.3., Tag 1:

Heute ging es also los. Nach etwas Hin-und-Her dann doch mit dem Auto zum Frankfurter Flughafen anstatt mit dem Zug und dort dann auf einen der Langzeitparkplätze. Auch nicht teurer wie die Bahn und dafür kommt man Abends bei später Rückankunft auch wieder nach Hause …

Mit einer Fokker 100 der KLM ging es dann von Frankfurt nach Amsterdam und von dort etwas später weiter nach Bergen.

Kurz vor der Landung, die vielversprechende Durchsage im Flugzeug: „Well, it’s cloudy, steady rain and snow and only 2°C. I hope you never the less enjoy Norway.“. Entsprechend gab es auch bestes, feucht-kaltes Schneeregenwetter bei der Ankunft und dem Warten auf den Bus-Shuttle zum Fähranleger. Der Bus-Shuttle klappt dann aber auch problemlos und um 17 Uhr dann die Ankunft am Terminal. Der Check-In ist schnell und ebenfalls problemlos und unbürokratisch und schon werden wir durchgewunken zum Kai ….

Da liegt SIE … die MS Nordstjernen. Nicht unbedingt das was man eine moderne Fähre oder Schiff nennt, nein, ein richtiger Küstenfrachter, wobei, weniger Frachter, aber halt noch ein richtiges Schiff! Natürlich hatte ich mir das auch schon so rausgesucht im Katalog, aber es so in real zu sehen, war doch umwerfend!

MS Nordstjernen

An Board erfahre ich, ich wurde in eine bessere Kabinenkategorie umquartiert, von unter Wasser im Bug nach über Wasser mit Bullauge, fängt ja gut an 🙂 Die Kabine selbst ist klein, aber sauber, mit einem kleinen Bad mit Waschbecken und Dusch-Toilette. Gross verlaufen kann man sich an Board nicht, das Schiff ist mehr als übersichtlich, aber sehr rustikal-gemütlich gehalten. Kein schwimmendes Hotel, sondern ein echtes Schiff halt. Es gibt einen Speisesaal, eine kleine Bar und zwei Aufenthaltsbereiche, einmal an Bug und einmal am Heck. Am Heck gibt es dann noch den Aussenbereich über den man auch bis zu den Seitenauslegern der Brücke hoch kann (und darf) und das Schiff fast komplett umrunden kann.

Leider hat das Wetter keine wirklichen Bilder von Bergen mehr zugelassen, alles Grau in Grau und regnerisch, aber die Reise geht ja auch erst los.

Am Abend legt die Nordstjernen dann ab und macht sich mit rumpelndem Schiffsdiesel auf den Weg nach Norden.