Going North, Going South

Reisetagebuch Hurtigruten Bergen – Kirkeness – Bergen 2011, 19.3., Tag 7:

Nach dem Frühstück erreichten wir dann das Ende unserer nordgehenden Tour, Kirkeness. Damit war dann auch die Hälte unserer Tour schon vorbei.

Kirkeness ist eine seltsame Stadt mit einem seltsamen Flair. Im Gegensatz zu vielen kleinen Orten oder Städten, die zwar oft ähnlich abgewohnt aussehen, abgewohnt im Sinne von „sind ein Gebrauchsgegenstand“ und nicht der Stolz eines Eigentümers, wirkt die Stadt doch unheimlich lebending. Sie ist einer der Anlaufpunkte für die russischen Fischfangflotten in der Barenssee und so liegen auch im Hafen etliche russische Schiffe, einige rosten seit vielen Jahren hier vor sich hin und werden wohl nie wieder auf Fischfang gehen, um nach dem Aussehen zu urteilen.

Hier stand auch der zweite gebuchte Ausflug an, ab zu einer Schlittenhundetour und zum Schneehotel. Das Wetter hat sich heute wieder beruhigt und es ist fast windstill und sonnig bei nur leicht bewölktem Himmel. Bestes Wetter also für die Schlittenhundetour. Nach der Schlittenhundetour hat mich leider der Akku meines Fotoappartes verlassen, sodass ich vom Schneehotel keine Fotos machen konnte … Ein Hotel, gebaut aus Schneeblöcken, wie ein riesiges System aus Igus verbunden mit Röhren aus Schnee. Die einzelnen Zimmer immer noch mit Skulpturen aus Eis dekoriert.

Hi, it's me!

Zurück an der Nordstjernen sind wir dann ab nun die südgehende Tour.

Am Nachmittag gab es dann noch einen Stopp mit „Eismeerbaden“ für die ganz Wagemutigen.

Der Abend und die Nacht blieben dann so kalt und klar wie der Morgen begonnen hatte und wir konnten neben einem tollen Sternenhimmel, einem riesigen Mond auch noch Nordlichter beobachten. Leider waren wir gerade auf einem Stück offene See, als die Nordlichter am prächtigsten waren, sodass fotografieren wegen dem Seegang wirklich schwer wurde.

Aurora Borealis

Nordkapp

Reisetagebuch Hurtigruten Bergen – Kirkeness – Bergen 2011, 18.3., Tag 6:

Heute, ganz im Norden unserer Tour, gab es meinen ersten „echten“, sprich gebuchten, Ausflug: das Nordkapp!

Zur Mittagszeit in Honningsvag angekommen ging es gleich zum Bus, auch das Mittagessen wurde schon etwas vorgeschoben, sonst hätte das zeitlich alles nicht gepasst.

Auf dem Weg zum Nordkapp hatten wir dann auch unseren Wetterumschwung zu Schneegestöber und zugezogenem Himmel, aber irgendwie ganz passend für die Gegend. Das letzte Stück zum Kapp gab es dann eine Konvoifahrt: vorne weg ein Schneepflug, dahinter der Linienbus (abgepasst für die Touristen die am Flughafen ankommen oder abfliegen), der Hurtigruten-Bus und dann noch ein paar einzelne PKW. Im Winter ist die Strasse zum Nordkapp gesperrt und wird nur einmal am Tag, so das Wetter es zuläßt, von einem solchen Konvoi befahren. Auch das Personal für das Besucherzentrum kommen und gehen mit diesem Konvoi. Das Nordkapp selbst war gut eingeschneit und der Boden sehr vereist, aber wir hatten das Kapp dafür für uns alleine und nicht so ein Touristengedränge wie man es von vielen Aufnahmen im Sommer kennt.

71°10'15.58"N, 25°47'0.44"E

Die Abwechselung am Abend – neben der immer noch faszinierenden Landschaft – war ein langes Gespräch bis tief in die Nacht mit einem Norweger angesagt, der gerade auf dem Weg von den Lofoten nach Vardo war. Reisen und Zeit beim Reisen gehört in Norwegen mit dazu. Wie er erzählte sind die Inlandsflüge selbst für Norweger teuer, die Strassen im Winter oft nur Blockweise im Konvoi mit Schneepflügen zu befahren und auch alles andere hat sich dem langsamen Tempo – zumindest im Winter – anzupassen. So erzählte er mir, das er immer in Finnland zum Zahnarzt geht, wenn er eh berufllich in Schweden ist. Die Länder liegen im Norden ja sehr eng beieinander. Und so ist es einfach am günstigsten. Im schlimmsten Fall wo er akut mal ein Problem hat, aber nicht akut genug für den zahnärztlichen Notdienst auf den Lofoten, braucht es halt mal 2-3 Tage frei, um gerade mal nach Finnland zu seinem Zahnarzt zu fahren. Es war ein interessanter Abend, über die Sprache, Lebensweisen und Norwegen…

Kjøllefjord at Night

Winterlandschaften

Reisetagebuch Hurtigruten Bergen – Kirkeness – Bergen 2011, 17.3., Tag 5:

Auch heute wieder, bestes Wetter, strahlend blauer Himmel und die Landschaft ist inzwischen fast komplett unter einer Schneedecke verschwunden. An den Bergen fängt sich der Wind und sorgt für tolle Schneeverwirbelungen.

Windy Top

Ausser der tollen Landschaft gibt es heute sonst wenig zu erzählen, lediglich in Tromso hatten wir wieder einen längeren Aufenthalt. Der wurde gleich genutzt um die Eismeerkathedrale zu besuchen. Der Weg dahin führte uns ein wenig durch die Stadt und dann über die grosse, ca. 1 km lange Brücke auf die andere Sund-Seite. Auf der Brücke pfiff dann doch ein gemeiner, kalter Wind. Hier in Tromso ist es sowieso das erstemal vom Gefühl her so richtig Winter. Auf den Strassen liegen Schneeberge, die Fusswege sind mit dicken Schichten aus Eis und Split überzogen und die Leute sind alle gut in dicken Winterklamotten eingepackt. Die Eismeerkathedrale ist schlicht, aber beeindruckend, von aussen durch ihre Bauform und das Lichtspiel und von innen wegen ihrem tollen, rieisgen bunten Glassfenster!

Arctic Cathedral

Ansonsten bin ich jetzt glaube ich so richtig im Urlaub angekommen, zum Lesen gekommen und die Erholung macht sich breit.

Über den Polarkreis

Reisetagebuch Hurtigruten Bergen – Kirkeness – Bergen 2011, 16.3., Tag 4:

So langsam wird das norwegische Winterwetter unheimlich, wir haben wieder bestes Sonnenwetter.

Der Tag fängt ohne grosses Besonderheiten an und so versuchte ich mich heute zum ersten mal richtig an meinem Buch, aber es ist einfach so viel zu sehen und hinter jeder Landzunge tauchen neue, atemberaubende Landschaften auf.

Fisher Man and Sea Guls

Den einzigsten längeren Aufenhalt gab es heute in Bodo. Die Stadt selbst gibt – ausser ihrem Hafen – leider nicht so viel her. Da es aber einen Aussichtspunkt ein wenig ausserhalb geben sollte, mit einem wunderbaren Blick über die Stadt und die Umgebung, war das das geplante Ziel. Da die Zeit für den Fussmarsch dahin und zurück nicht zu unterschätzen war, also gleich nach dem Anlegen los und nach der Karte den Weg gesucht. Leider hatte ich mir da wohl den falschen ( den direkten ) Weg ausgesucht, mit dem Ergebnis, das ich nach 2/3 des Weges an einem schmalen, schrägen, verschneiten, steilen Fußweg stand und dort definitiv nur noch in Zentimetern pro Minute weiter gekommen wäre. Also wieder umgedreht und noch einen kurzen Schlenker durch das Hafengebiet gemacht. Das nächste mal (zumindest im Winter) der Strasse folgen, auch wenn die einen Schlenker um einen kleinen Bergausläufer herum macht.

Da wir heute auf dem Weg nach Bodo auch den Polarkreis überquert hatten, gab es am Nachmittag dann natürlich auch noch die Polarkreistaufe, für den der wollte. Ja, Eiswasser ist kalt, eindeutig … brrrr ….

Am Abend stand uns dann die Überfahrt zu den Lofoten bevor, immer noch mit viel Wind und Seegang. Obwohl das Abendessen wegen dem Wetter um eine Stunde verschoben wurde, gingen dann an dem Abend doch noch einige Gläser zu Bruch, Stühle rutschten und kippten, teils mit ihren Benutzern auf ihnen sitzend.

Eine tolle Fahrt mit viel Seegang (für einige eindeutig zu viel Seegang) in einen atemberaubenden Sonnenuntergang und den Lofoten als Kulisse!

Lofoten Sunset

Trondheim und Seegang

Reisetagebuch Hurtigruten Bergen – Kirkeness – Bergen 2011, 15.3., Tag 3:

Über Nacht sind wir in Trondheim angekommen und da wir erst um 12 Uhr Mittags auslaufen sollen, haben wir den ganzen Vormittag Zeit uns die Stadt anzuschauen. Nach einem gemütlichen Frühstück geht es dann zu Fuß ins Stadtzentrum. Da der Anleger im Hafengebiet etwas ausserhalb liegt, braucht der Weg ein paar Minuten, aber wir haben wieder bestes Wetter mit strahlendem Sonnenschein.

Mirror of the Past

Es bleibt auch den ganzen Tag über sonnig, aber mit der Zeit ziehen dann doch ein paar Wolken auf, doch auch die können das tolle Wetter nicht trüben. Zunehmend merkt man aber das wir weiter nach Norden kommen. Im Schatten wird es langsam doch merklich kühler.

Zum Mittag gibts diesmal geräucherten Heilbut und ein paar von den leckeren Resten von gestern Abend.

Da den Tag über keine weiteren Stopps anstehen, vergeht der weitere Tag sehr ruhig. Zum späteren Nachmittag / frühen Abend (passend zum Abendessen) frischt das Wetter etwas auf und es wird windiger. Als dann zur Abendessenszeit noch ein Abschnitt offene See dazu kommt, bekommen wir doch deutlich spürbaren Seegang. Aber die meisten Gäste scheinen sich inzwischen wenigstens etwas daran gewöhnt zu haben und so ist der Speisesaal nicht verwaist.

Im Laufe des Tages sind wir noch durch den Stokksund gefahren. Ein wirklich besonderes Erlebnis, mit unserer „kleinen“ Nordstjernen schon beeindruckend, mit einem der grossen Schiffe vermutlich noch viel mehr. Der Stokksund ist eine sehr enge Passage, die dabei auch noch in eine sehr enge Kurve liegt. Man hat das Gefühl, die Felsen links und rechts direkt anfassen zu können.

In the Sund

Nach dem Abendessen treffen wir im Hafen von Rorvik dann noch die südlaufende MS Midnatsol, eines der modernsten Schiffe der Hurtigruten Flotte. Wie bei allen Hurtigruten Schiffen kann man sie als Gast besuchen, solange sie im Hafen liegen, was ich natürlich auch gemacht habe. Die Midnatsol ist genau das Gegenteil von unserer Nordstjernen. Gross, modern, ein schwimmendes Hotel mit Wirlpools auf dem Sonnendeck, aber viel weniger Möglichkeiten direkten Kontakt zur See zu bekommen. Fast Überall stehen hohe Glasscheiben oder man kommt garnicht richtig raus an die frische Luft. Am Ende der gegenseitigen Besichtigungen haben wohl alle gesagt: „Zu Hause ist es doch am schönsten!“ Mal sehn, irgendwann sieht mich so ein modernens Hurtigruten Schiff bestimmt auch mal.

Hurtigruten Generations